Archive for Juli 2010

Perspektiven-Auswahl-Werkzeug…17:45.
Juli 9, 2010

Nachdem ich schon wutentbrannt mit Mobiltelefon in die Küche gestürmt bin, und meine Mum mit meinen Problemen zugeschwafelt habe, während sie am Steuer mit 130 über die Autobahn geheizt ist, bin ich jetzt wieder am Arbeitsplatz, wie die 7 Stunden vorher. Nichts tun, überhaupt nichts, seit einer kompletten Woche. Man könnte meinen, es wäre der perfekte Job, und hätte mir vor 2 Jahren jemand erzählt, ich werde dafür bezahlt an einem 27° iMac zu sitzen, Family Guy zu schauen, ab und zu mal einen Blick in das Kompendium der Mediengestaltung für Digital- und Printmedien zu werfen, einkaufen zu gehen, kochen und das für 9 Stunden am Tag, hätte ich diesen Job sofort angenommen. Aber nichts tun ist manchmal um einiges schlimmer, als Arbeit zu haben. Jeden Morgen wünsche ich mir, einen Berg voll Arbeit vor mir liegen zu haben. Ich schaue jeden Tag ungefähr 80 Mal auf die Uhr. 9:25… 10:05…10:07… zwischendrin das Frühstück mit den Kollegen… 11:13… 12:02…man macht irgendwelche Tutorials nach, arbeitet sich in die neuen Programme ein, liest ein Bisschen… 12:19. Die Chefin kommt, fragt was man heute kochen soll, gemeinschaftlich wird für Salat und Fleisch gestimmt. Perfekt für eine Diät, schlecht für den schreienden Bauch. Einkaufen… Heute mal Geld ausgeben und sich vegetarisches Schnitzel kaufen. Und Wasser mit Geschmack, weil man vom stillen, trüben, lauwarmen Wasser, das schon seit 2 Tagen rumsteht, einfach die Nase voll hat. Natürlich vom eigenen Geld, ist schließlich mein Problem, wenn ich Vegetarier bin. 13:02, mittlerweile wieder im Betrieb, in der Küche. Salat, Kartoffeln und Schnitzel kochen. Kollegin kommt: „Gab’s jetzt doch Schnitzel?“ – „Nein, vegetarisch, du hast was vom Metzger.“ – „kann ich trotzdem mal probieren?“ 13:56… der Tisch ist gedeckt, natürlich hilft niemand mit, das machen schon die Azubis. Salatdressing machen, alles mit viel Liebe garnieren und auf dem Tisch platzieren. Aus 2 vegetarischen Schnitzeln, die leider ziemlich klein ausfallen, wurde 1. Ich wusste nicht, dass sie das Wort „probieren“ mit dem Wort „verschlingen“ gleichstellt. Schade für meinen Hunger, gut für sie. 14:18… Wie auf Kommando stehen alle auf und begeben sich an ihre Arbeitsplätze. Bis auf die Azubis, die noch immer am Tisch sitzen, der mittlerweile aussieht, als hätte ein Tornado darüber hinweggefegt. Getreu nach dem Motto „machen die Azubis“ stehen wir also auf, räumen den Tisch ab, die Küche auf, die aussieht, wie ein Schlachtfeld… 14:39. Wieder am Arbeitsplatz, erdrückt von der Hitze, die sich über die Stunden im Raum angesammelt haben… „Könnt ihr kurz mit dem Hund raus?“ Natürlich, das machen die Azubis gerne, bei 38° im Schatten. Mit dem Hund aufs Feld, man könnte meinen, es sei schön, sich ein Bisschen zu bewegen, bei 9 Stunden sitzen. Fehlanzeige. Es ist nicht gerade angenehm in der prallen Sonne auf einem Staubtrockenen Feld rumzulaufen und dabei noch dem Hund hinterher zu brüllen, der absolut keine Lust zu laufen hat, bei dieser Hitze. Verständlicherweise. Wieder am Arbeitsplatz… 15.00, meine Rettung und Lieblingskollegin wird von ihrem Freund abgeholt, fühlt sich ungewohnt leer an, ohne dieses Gefühl, dass im Tab oben bei Facebook „Nadja hat dir eine Nachricht geschrieben“ aufblinkt. 15:15… 15:17… Überlegen wie man die restlichen 3 Stunden überlebt, ohne an Langeweile oder einem Hitzschlag zu sterben. Währenddessen Facebook ignorieren, weil dort jeder nur über Freibad, Feierabend und chillen postet. Am besten ganz aus und Musik an. The xx – Islands. Ins Klo laufen und die Hände waschen weil der Hintern vom vielen Sitzen weh tut. Zwischendrin mal wieder im Buch blättern, damit es sich anhört, als würde man irgendwas lernen. 15:23… 15:29… Je öfter man auf die Uhr schaut, desto langsamer scheint sie zu laufen. Arbeitsplatz aufräumen, das abgestandene Wasser von vor 2 Tagen in die Pflanze neben mir kippen, nur um die Gelegenheit zu ergreifen und aufzustehen um die leere Flasche in den Kasten zurückzustellen. Hat mir eine ganze Minute gebracht, die von meiner restlichen Arbeitszeit vergangen ist. 15:30… Nachdenken, über dies und das… 15:31… zu keinem Ergebnis kommen und sich weiter mit dem Aufräumen des Arbeitsplatzes beschäftigen und versuchen, durch die eigene Musik das nervende Twilighthörspiel der Kollegin zu übertönen. Unmöglich. Vierecke auf dem Schreibtisch ziehen, von Geld, schönen Häusern und Freizeit träumen… 16:00 Nur noch 2 Stunden. Die Zeit ist absehbar. 16:02… warum kommt niemand auf die Idee zu sagen „Es ist eigentlich überhaupt nichts los, du kannst eigentlich nach Hause gehen“ Von Kulanz hält man hier nicht viel, es ist ja nicht so, dass ich sonst überaus zuverlässig bin, das wurde uns selbst gesagt. Aber nein, man muss hier seine 9 Stunden absitzen, dafür, dass sich am Ende des Monats vielleicht noch 3€ auf dem Konto befinden. „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“… 16:07, auf meinem Monitor befindet sich seit ca. 8 Stunden das selbe Bild. Heute Morgen habe ich das „Perspektivenauswahl-verzerren-Werkzeug“ ausprobiert, mir hat das gut gefallen und es sah so aus, als wäre es schön aufwendig gewesen und ich hätte lange daran gearbeitet. Darunter befindet sich Facebook und Youtube, die abwechselnd mit Apfel + m das Bild von der Perspektivenauswahl verschwinden lassen. 16:30, so langsam gehen die Ideen aus. Um Berichtsheft zu schreiben, das noch 3 Monate überfällig ist, fehlt mir die Lust und die Motivation. Einen Blick auf das Mobiltelefon, welches vor mir liegt werfen, nehmen, in die Küche traben und wütend die Mutter anrufen, nach ein paar aufmunternden Worten wie „sag einfach, du hättest Kopfweh und geh nach Hause“ geht es einem immer besser. 16:45, das Telefonat wird mit dem Satz „nur noch 1 Jahr“ beendet. Ich stelle mich vorne an die Türe um die Freiheit zu riechen, die noch 1 Stunde und 15 Minuten von mir entfernt ist. 16:47, wieder am Arbeitsplatz. Meine USB-Eule betrachten, die schon seit Stunden ihren Kopf hin und herschiebt und mit den Augen klappert. 16:50… 16:55, 1 Stunde und 5 Minuten. Mir selbst Motivation zusprechen, hilft immer. Kritzeleien auf ein Stück Papier malen, auf dem zuvor die DIN-A-Reihe gestanden hat. Unnötig, steht ja auch im Buch. Auf dem Tisch rummalen, sich aufregen, dass es danach nicht mehr wegzukriegen ist. 17:04… 17:07. Blog. Wenn schon niemand zum reden, dann wenigstens was zu schreiben. Da ich das 10-Finger-System beherrsche, kann ich innerhalb kurzer Zeit über meinen Arbeitstag schreiben, los geht’s:

Perspektiven-Auswahl-Werkzeug.
…17:45.


Juli 5, 2010

Ich sollte mal wieder irgendwas schreiben. Nach drei Wochen Schule, Prüfungen, lernen und einer wunderbaren Woche Urlaub, kann ich nun wieder meiner geliebten Tätigkeit als Mediengestalterin nachgehen. Temperaturmäßig ist alles noch im grünen Bereich. Der Serverschrank ist kurz vor’m explodieren, obwohl es hier ziemlich angenehm ist. Noch. Eigentlich fängt mein Tag ganz gut an. Die beste Kollegin hat mir eine USB-Eule für meinen iMac zum Geburtstag geschenkt. Im Gegensatz zu allen anderen Mitarbeitern hat sie meinen Geburtstag nämlich nicht vergessen. Ist natürlich auch schwer sich das zu merken, bei ganzen 6 Mitarbeitern… Ganz davon abgesehen bin ich schwer damit beschäftigt, das neue CS5 auszutesten, welches sich erstaunlicherweise auf meinem Rechner befindet. Ich bin schwer vom neuen Zauberstab begeistert. Wie auch immer, die nächste Kollegin kommt. In Sachen Pünktlichkeit hat sich also nach wie vor nichts geändert. Wobei… dieses Mal nur eine Stunde. So, ich werde mich nun mal weiter am CS5 ausprobieren und nebenher abstrakte Kunstwerke auf ein Blatt kritzeln. Hauptsache es sieht so aus, als wäre ich beschäftigt.